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10 Fragen an Klarinettistin und Lehrerin Flavia Feudi

10 Fragen an Klarinettistin und Lehrerin Flavia Feudi
5. Mai 2020 Aloisia Dauer
Flavia Feudi Klarinette

Hallo zusammen,

ich möchte eine neue Artikelreihe vorstellen, in der ich 10 Fragen übers Üben, Übetipps und Motivation an Musikerkollegen stelle.  Den Anfang mache ich mit der italienischen Klarinettistin und Lehrerin Flavia Feudi, mit der ich gemeinsam an der Universität Mozarteum Salzburg studiert habe.

Ich möchte Flavia kurz vorstellen:

Die in Rom geborene Klarinettistin studierte am Musikkonservatorium S. Cecilia in Rom mit Gaetano Russo und beendete ihr Bachelor-Studium mit dem Hochschulpreis als beste Absolventin des Jahres 2012  ab. Im Juli 2015 absolvierte sie ihr Master-Studium mit Auszeichnung bei Prof. Alois Brandhofer am Mozarteum Salzburg. Ein  Jahr später schloss sie mit dem Konzertexamen ihr Studium am Mozarteum Salzburg bei Prof.Wenzel Fuchs ab. Flavia Feudi ist als Musiker in verschieden Besetzungen international tätig. Seit April 2017 unterrichtet sie als Klarinettenlehrerin an der Musikschule Lauffen am Neckar.

 

1. Hast du gerne geübt, als du angefangen hast Klarinette zu lernen?

Das habe ich mich auch gefragt, da ich leider keine klare Erinnerung daran habe. Ich erinnere mich, dass ich immer gerne gespielt habe und zum Unterricht gegangen bin. Auch die Probe und die Konzerte des Musikvereins habe ich immer motiviert besucht. Aber klar, Spielen ist anders als Üben. Ob ich richtig und effektiv geübt habe, kann ich nicht einschätzen.

Die gleiche Frage habe ich aber vor ein paar Jahren meinem Papa gestellt. Er meinte, ich habe regelmäßig und selbständig in der Woche geübt und in den ersten Jahren sehr schön…gequietscht! Aber immer wiederholt, dass ich es gut machen wollte. 😊 Es hat nie Streit oder Diskussionen darüber gegeben und niemand hat mich zum Üben gezwungen.

Er hat aber auch etwas Interessantes berichtet, und zwar, dass meine ganze Verwandtschaft und die Nachbarschaft mich oft gefragt haben, ob ich für sie spielen könnte. So habe ich jahrelang am Wochenende und bei verschiedenen Anlässen vorgespielt.  Ich glaube, dass es mich damals sehr motiviert hat.  Ich gehe davon aus, dass das Üben schon in den ersten Jahren eine feste Routine und ein Teil meines Lebens war.

 

2. Was sind die drei größten Schwierigkeiten beim Üben, die du bei deinen Schülern siehst?

Seit ca. 4 Jahren, unterrichte ich wöchentlich ca. 40 Schüler und das Thema Üben taucht immer wieder auf!

Ich habe festgestellt, dass die Konzentration das erste große Hindernis ist. Ich meine, sich für eine bestimmte Zeit nur auf eine Sache – das Üben- zu konzentrieren, ohne unnötige Ablenkung. Deswegen empfehle ich meinen Schülern, Handy und Tablet wegzulegen und diese Zeit für sich, für ihr Instrument und für die Musik zu nehmen.

Regelmäßigkeit: das Üben als tägliche Routine zu etablieren, damit es zu einer festen Gewohnheit wird. Meinen Schülern sage ich, dass stundenlanges Üben an wenigen Tagen in der Woche oder vor dem Unterricht nichts bringt und ihr Potenzial nicht an Regelmäßig üben ist das Zauberwort!

Geduld und langfristiges Üben: Ich habe das Gefühl, dass viele alles und zwar sofort wollen. „Ich übe, aber die Stelle kommt nicht. Ich bin schlecht, dann höre ich auf. Es ist nicht meins“. „Ich habe es geschafft!“, kommt nicht von heute auf morgen. Wir brauchen Zeit und müssen uns auch Zeit geben. Die kleinen (täglichen) Schritte machen die großen Erfolge. Wir sind Menschen, keine Maschine.

 

3. Wie sieht deine Übe-Routine aus?

Normalerweise übe ich vormittags 3-4 Stunden, da ich nachmittags unterrichte. Ich fange immer mit langen Noten an, damit ich mein Atemsystem wecken kann. Luft ist so wichtig für uns Bläser. Dann gehe ich zu meiner technischen Routine über, die aus Tonleitern und verschiedenen Übungen (auch Fingerübungen) besteht. Die Tonleiter übe ich ganz verschieden, im Legato und Staccato. Ich suche mich für jede Woche 3 Tonleitern mit entsprechenden Übungen/Etüden aus, damit ich immer eine Abwechslung habe.  Darauf könnte ich nicht verzichten und es ist meine feste Basis. Dann erarbeite ich die Stücke, die ich für Konzertprogramme vorbereite. Eine Sache mache ich aber jeden Tag: Die Exposition aus dem Mozart Klarinettenkonzert mit einer Aufnahme mit Orchesterbegleitung (aus der Hochschulzeit) durchspielen. Das tut mir gut!

 

4. Wie hast du gelernt gut zu üben?

Ich habe das tatsächlich umgelernt. Ich war schon mit 12 Jahren an der Musikhochschule. Es war mir zu dem Zeitpunkt schon klar, dass ich Musik studieren wollte. Es kam aber eine Zeit, als ich 16 Jahre alt war, in dem ich viel geübt hatte, ohne eine Entwicklung zu machen. Ich war enttäuscht und traurig. Dank der Tipps meines Lehrers, habe ich angefangen meine Übungszeit zu organisieren und effektiv zu gestalten, Pausen zu machen und nicht kompulsiv bis zum Umfallen zu üben. Ich habe so verstanden, dass, stundenlang üben ohne Methode nicht ÜBEN bedeutet. Parallel habe ich auch begonnen, darüber zu sprechen. Was meine ich damit? Dieses Thema war wie ein Tabu für mich. Dass ich nicht richtig Üben und Fortschritte machen konnte, war für mich wie eine Schande. Deswegen habe ich Mut gefasst und habe langsam meine Kollegen nach ihren persönlichen Erfahrungen gefragt. Der Austausch war schön und hilfreich. Ich konnte so sehen, dass es ein allgemeines Problem war und nicht nur mein Problem.

 

5. Was sind deine Schritte, wenn du ein neues Stück lernst?

Ich fange immer sehr langsam an und übe sehr gerne mit Metronom. Ich versuche schon  von Anfang an das Stück richtig zu lernen, damit ich danach nicht umlernen muss. Ich übe die schwierigen Stellen in verschieden Varianten, um die am besten zu können. Ich konzentrieren mich auf die Atemzeichen. In den ersten Tagen schaue ich, wie ich die hinsichtlich einer Durchführung organisieren kann. Danach kümmere ich mich um die musikalische Gestaltung des Stücks. Nach einer Woche nehme ich mich auch auf, damit ich mir „aus der Ferne“ zuhören kann.

 

6. Schreibst du deine Übeziele auf?

Natürlich! Das hilft mir auch in meiner Übeplanung und Tagesplanung. Ohne, bin ich mir nicht sicher, ob ich ohne tägliche To-Do Liste alles hinkriegen könnte und erfolgreich üben könnte. Es ist eine schöne und einfache Übersicht, die uns voranbringt und langsam selbständig macht.

 

7. Wie motivierst du dich zum Üben vor allem an den Tagen, an denen du keine Lust und Energie hast?

 Wenn ich merke, dass ich keine Energie und Lust habe, packe ich die Klarinette aus und fange gleich an! Das Anfangen fällt mir immer am schwersten, aber dann finde ich wieder die Lust daran. In diesem Moment leiste ich mir, das zu spielen was ich möchte und mir Freude bereitet, um danach aufs Üben umzusteigen. Das ist mir so oft in dieser Corona-Zeit passiert, aber dieser Weg hat ganz gut funktioniert. Ich fühle mich aber nicht schuldig, wenn ich an einem Tag auch pausieren möchte.

 

8. Wie motivierst du deine Schüler?

Ich erzähle ihnen, dass es mir auch passiert, dass ich an manchen Tagen keine Lust habe. Ich empfehle ihnen, die Schritte zu machen, die ich euch davor beschrieben habe. Auspacken und anfangen, mit einem Stück, auf das sie Lust haben. Es ist wie eine Freundschaft: man versteht sich ab und zu nicht, aber dann findet man sich wieder. Und das ist schön! Ich bitte sie auch in ihrem Hausaufgabenheft zu notieren, ob es funktioniert hat und Spass gemacht hat, ob sie meinen, dass es was Gutes gebracht hat, und so weiter. Darüber sprechen wir dann zusammen.

Es ist mir wichtig, dass meine Schüler die Wahrnehmung haben, dass die Motivationsprobleme viele Musiker betrifft und nicht nur sie. Man kann lernen, sich zu motivieren. Ich versuche mit ihnen, darüber frei zu sprechen und einen gemeinsamen Zugang oder Tipps zu finden. In diesem Moment stelle ich mich nicht als eine Profi-Musikerin vor, die alles weiß, sondern als eine Person, die das Gleiche erlebt hat und eine Lösung dafür gefunden hat, weil es eine Lösung gibt.

Wenn ich als Person von meiner persönlichen Erfahrung offen erzähle, sehe ich dann eine deutliche Verbesserung.

 

9. Flavia, du gibst Konzerte, unterrichtest, schreibst einen Blog, hast sicher noch viele andere Projekte und bist sehr beschäftigt. Wie planst du dir deine Übezeit in deinen Tagesablauf ein?

Meine tägliche Übezeit ist mein fester Termin am Vormittag während der Woche. Am Wochenende habe natürlich mehr Zeit dafür und bin flexibler. Die Übung, wie die Arbeit, kommt vor und ist eine Priorität. Es ist anstrengend, aber eine erfolgreiche Kombination.  Das tut mir und auch meinen Schüler gut. Es ist wie eine Kette: Durch die Übung, bin ich aktiv, motiviert und fit und ich kann mich lebendig auf die Schüler einlassen. Die Übung ermöglicht schöne Konzerte, die mich begeistern. Auch diese Begeisterung kann ich meinen Schülern weitergeben.

 

10. Angenommen, du könntest deinen Schülern nur drei Übetipps mitgeben. Was sind für dich die drei besten Tipps fürs Üben?

– Langsam und mit Geduld üben. Es lohnt sich!!

– sich nicht begnügen und immer auf der Suche nach etwas Neuem sein. Die Musik bietet uns so vielfältige Möglichkeiten. So wirst du große Freude an dem Musizieren haben. Du bist sicher in der Lage, in die Tiefe zu gehen und was von dir in das Stück miteinzubringen.

–  …… Blättchen, Blättchen, Blättchen!

 

Wo können die Leute mehr über dich erfahren und mit dir in Kontakt bleiben?

Website: www.flaviafeudi.com und http://www.dasklarinettenzimmer.com/

Folgt ihr auch auf Instagram: https://www.instagram.com/dasklarinettenzimmer/

 

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