Liebe Leser,
ich möchte diese Woche meine Artikelreihe “10 Fragen an …” fortsetzen mit 10 Fragen an Jazzgeiger Max Grosch. In dieser Reihe stelle ich Fragen übers Üben, Übetipps und Motivation an Musikerkollegen. Dieses spannende Interview habe ich mit dem Jazzgeiger, Yamaha Artist und Dozent Max Grosch geführt und ich freue mich sehr, dass er sich Zeit dafür genommen hat.
Ich möchte Max kurz vorstellen:
Max Grosch wurde 1974 geboren und erhielt im Alter von 4 Jahren seinen ersten Violinunterricht. Sein Grundstudium erwarb er am Leopold- Mozart- Konservatorium, Augsburg unter Frau Prof. Lydia Dubrovskaya. sein Masters of Music Performance mit Vollstipendium an der University of Houston bei Prof. Emanuel Borok. Im Anschluss erhielt er ein Stipendium, um an der renommierten New School University in New York ‚Jazz and Contemporary Music’ zu studieren. Seit 2004 besetzt Max Grosch eine Professur Stelle für Jazzvioline am Kärntner Landeskonservatorium und unterrichtet zusätzlich seit 2012 an der Hochschule für Musik in München. Er teilte die Bühne mit Musikern wie Vincent Herring, Kenny Werner, Junior Mance, Manuel Valera, Rufus Reid, Simone Zanchini, Nigel Hitchkock, Rick Margitza, Waldo Weathers, Christian Howes, Adrian Mears und vielen anderen. Seine Konzerttätigkeit umfasst in den letzten Jahren Auftritte in USA, Kanada, England, Österreich, Schweiz, Slowenien, Italien und Zentralasien. Er spielte bisher unter seinem eigenen Namen 4 Alben ein und gastierte auf zahlreichen anderen CD- und Rundfunk-Produktionen. Seine freie Lehrtätigkeit umfasst jährlich zahlreiche Workshops als Yamaha Artist, Fortbildungen für Instrumentallehrer, sowie Coachings im Berreich ‚Focus und Kreativität’. Er war wiederholt Gastredner bei ESTA, veröffentlichte Artikel in ‚The Strad’ und anderen Magazinen. Max Grosch wird als einer der führenden Jazzgeiger und Lehrer Deutschlands gehandelt und versucht durch seine innovative Spielart und Unterrichtsweise die Entwicklung im Bereich Improvisation auf Streichinstrumenten voranzutreiben.
Meine Fragen an Jazzgeiger Max Grosch
1. Max, du hast schon sehr früh mit dem Geigenspiel begonnen – mit 4 Jahren. Hast du gerne geübt, als du angefangen hast Geige zu lernen?
Ja, ich habe es tatsächlich geliebt meine Geige zu spielen und in die ‚Welt des Klangs’ einzutauchen. Für mich gab es keinen Druck und ich wollte einfach viel Zeit mit meiner Geige verbringen.
2. Wie hast du gelernt gut zu üben und wie sieht deine Überoutine aus?
Indem ich viele verschiedene Arten zu Üben kennengelernt habe und mir dann meine eigenen Strategien zurecht gelegt habe.
Ich versuche zwei Bereiche abzudecken: Mechanik (Handwerk) und Kreativität (Musik)
Anfangs wärme ich mich auf mit langsamer, kontrollierter Improvisation und festgelegten Übungen, dann gehe ich dazu über Repertoire zu lernen und damit kreativ umzugehen.
3. Was sind deine Schritte, wenn du ein neues Stück lernst?
Falls es eine Aufnahme gibt, höre ich diese zuerst an. Dann versuche ich die Technischen und stilistischen Elemente zu erlernen. Dann fange ich an meine eigene Art zu finden dieses Stück zu spielen. Dabei hilft mir Singen und alle Elemente des ‚Grooves’ zu lernen.
4. Ein Musikstück besteht aus vielen unterschiedlichen musikalischen und technischen Bausteinen. Wie achtest du auf alle Übeziele beim Üben und hast du Tipps für Schüler?
In diesem Bereich sind die Anforderungen etwas anders für mich als für einen klassichen Geiger. Ein Großteil meiner Arbeit besteht aus Improvisation. Ich will also erlernen, wie ich mit oder über dieses Stück improvisiere. Dazu erlerne ich die melodischen, harmonischen und rhythmischen Komponenten sehr gut und übe dann mit diesen Dingen und meinem ‚Wortschatz’ zu spielen.
Hierbei muss ich oft sehr geduldig und langsam vorgehen, da es evtl. viele neue Elemente sind, mit denen ich noch nicht so vertraut bin. Ich vergleiche das gerne mit einem Rallye Kurs: ich lerne die Kurven, Sprünge, Wendungen, Geraden, den Untergrund und das verhalten meines Autos auf diesem Parcour etc. genau kennen, damit ich auf der Bühne möglichst leicht darüber fliegen kann und mit meinen Mitmusikern maximale Kommunikation und jede Menge Spaß haben kann.
5. Was sind die drei größten Schwierigkeiten beim Üben, die du bei Schülern siehst?
– Ruhe beim Üben: Abwarten, bis das Ergebnis zu einem kommt
– Deswegen: Langsames Vorgehen
– Das Entwickeln von körperlicher Leichtigkeit und Effizienz: wie spiele ich das mit meinen ‚Mitteln’
6. Wie motivierst du dich zum Üben vor allem an den Tagen, an denen du keine Lust und Energie hast?
Ich stecke mir ein winziges Ziel: 10 min an etwas üben. Dann will man weitermachen.
Ich höre mir Musik an, die mich motiviert oder spiele etwas, das mir in dem Moment gefällt oder mich berührt.
7. Wie können Schüler die Übezeit kreativer gestalten und so motiviert bleiben? Wie können sie Improvisation in die Übezeit einbauen?
Eine gute Möglichkeit ist beim Tonleitern üben. Nachdem alles sauber ist und gut läuft hängt man ein paar Minuten an und spielt Melodien mit den Tönen dieser Tonleiter.
Wenn man Stücke nach gehör lernt, ist das der erste Schritt zur Improvisation (z.B. ein Stück, das man gerne im Radio hört oder Streamt)
Wenn man dann lernt dieses Stück zu verzieren ist man auf dem Weg in die Improvisation.
Kreativ kann man seine Übezeit gestalten, wenn man versucht seine Stücke mal in einem andern Tempo oder in einem anderen Charakter zu spielen. Das klappt aber vielleicht nicht immer.
Auch sind Playalongs in jeder Form eine Bereicherung.
8. Du konzertierst auf der ganzen Welt, zählst zu den hervorragendsten deutschen Jazz-Künstlern, hast viele unterschiedliche Projekte, unterrichtest an zwei Universitäten und Workshops als Yamaha Artist und bist viel unterwegs. Wie planst du dir deine Übezeit in deinen Tagesablauf ein und hast du einen Tipp für die Schüler, wie sie ihre Übezeit einteilen können?
Ich stelle die Wichtigkeit des Übens weit oben an und beginne mit den Dingen die wirklich geübt werden müssen, vor allem wenn ich wenig Zeit habe… und das gelingt nicht immer!!
Ich nutze die Zeit im Auto/Zug/Flugzeug um zu lernen und mental zu üben.
9. Der Umgang mit Lampenfieber beschäftigt viele Schüler. Was waren deine Erfahrungen mit Lampenfieber und wie bist du damit umgegangen?
Ich hatte intensive Erfahrungen damit! Schließlich habe ich gelernt, daß man bereits beim Üben auf gewisse Dinge achten kann, um das für die Bühne vorzubereiten:
Dinge so gut vorbereiten, daß sie sich von selber spielen und mit einüben, daß es einem egal ist (klingt komisch, hilft aber enorm!)
10. Angenommen, du könntest deinen Schülern nur drei Übetipps mitgeben. Was sind für dich die drei besten Tipps fürs Üben?
– übe wenig Material, das aber sehr genau
– habe positive und realistische Ziele für Deine Übezeit
– realisiere, daß man, wenn man gerade nicht übt zwischen den Übeeinheiten, sehr viel lernt!
Wo können die Leute mehr über dich erfahren und mit dir in Kontakt bleiben?
Website: http://www.maxgrosch.com/
Instagram: Max Grosch
Facebook: Max Grosch
YouTube: Max Grosch auf YouTube
Vielen Dank dir Max für das tolle Interview!
Meine Fragen an Jazzgeiger Max Grosch habe ich in meiner Interview-Reihe gestellt und unser Live-Gespräch und die ausführlichen Antworten kannst du hier anschauen:
Das letzte Interview in dieser Reihe findet ihr HIER: Fragen an Sologeiger Daniel Röhn
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